Arbeit versus Spiel

Ein Paar, beide mitten in einer harten Arbeitswoche, die Wäsche türmt sich, die Küche sieht aus wie Sau und eigentlich wäre es mal wieder Zeit für Sex. Nicht dass die Lust auf den anderen so mega wäre, aber gehört ja irgendwie dazu. Aber dann kam noch die Keppelei dazwischen, es ging wie immer um die gerechte Verteilung der Familienpflichten, in dem Fall: die Kinder ins Bett zu treten – äh – in den Schlaf zu begleiten: „Du warst die Woche erst 1mal dran!“
Elend. Für alle Beteiligten. Und unsexy, of course. Das ist der vielgehasste Alltag.

Machtkämpfe finden überall, nur nicht im Schlafzimmer statt. Nachdem man den ganzen Tag in der Arbeit (und davor und danach zu Hause) den toughen Menschen dargestellt hat, will man entweder nur seine Ruhe oder in den Arm genommen werden. Wenn es beiden Partnern so geht, dass sie bedürftig auf mehreren Ebenen sind, dann ist die Chance eher gering, dass die Playtime im Schlafzimmer startet.

Wieso ist sprachlich der Arbeitscharakter so ausgeprägt, wenn es eigentlich ums Vergnügen gehen sollte?
Blowjob, Handjob oder Footjob – das klingt für mich irgendwie so, als wäre es ein weiterer Punkt auf der endlosen ToDo-Liste, den man herz- und lieblos, weil müde, erledigt.

Was viel besser gegen die Müdigkeit hilft ist ein verspielterer Umgang mit sich selbst, seinen Bedürfnissen, seiner Partnerschaft und den Bedürfnissen des Partners.

Was ist, wenn man dem zielorientiert Geschlechtsverkehr die Last nimmt, innerhalb von durchschnittlich 8 Minuten alle angesammelten und aufgestauten Bedürfnisse (körperlich, seelisch, intellektuell) zu befriedigen?

Wie wäre es, wenn die Themenblöcke „Erotik, Sinnlichkeit, Lust und Sex“ einfach jeden Tag willkommen wären und nicht an die Tages- oder Wochenrandzeiten verschoben werden würden?

Wie wäre es, wenn wir mehr Lust und Sinnlichkeit zulassen und damit erlebbar machen würden?

Das hier soll kein allgemeiner Lobgesang auf BDSM werden. Aber tatsächlich gibt es in diesem Lifestyle Ansätze, die dabei helfen können, den Sex mehr zu Spiel, Lust und Genuss zu werden zu lassen.

Im BDSM ist die mentale/intellektuelle Ebene von großer Bedeutung. Es geht um offene Kommunikation, die eigenen Phantasien und Wünsche, sowie die des anderen zu kennen. Darüber zu sprechen oder schreiben. Alleine das Teilen von Phantasien kann sehr anregend sein, vielleicht entdeckt man am Partner oder sogar an sich ganz neue Seiten. Und so eine Textnachricht ist schnell getippt, unverblümt, was man heiß fände, mit dem anderen zu machen. Kann ja auch ein zarter Befehl sein.

Das Spiel mit der Macht ist eine ebenso spannende Komponente. Ich habe es als sehr positiv erfahren, ein gewisses Setting mitzuentwerfen und darin dann die Hauptrolle der Sub inne zu haben. Sich fallen lassen zu können, sich in den Hände des Gegenübers zu ergeben – gerade für starke Frauen eine Grenzüberschreitung, aber für mich hat es sich gelohnt.
In einer von Vertrauen und Respekt geprägten Beziehung ist es auch kein Problem, einmal die Rollen zu tauschen. Auch ein Mann darf sich untergeben, dienend, empfangend zeigen. Wer weiß, wohin die Reise führt: neue Aspekte, Erfahrungen abseits des Alltagstrotts. Genießt einander, erfreut euch aneinander, darum geht es doch in einer erfüllten Liebesbeziehung, deren Feuer nicht erlischt, weil das Leben so viel Raum nimmt.

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