Die ersten österreichischen Spielfilme waren Erotikfilme. Zwischen 1906 und 1910 produzierte der Fotograf Johann Schwarzer in einer One-Man-Show über 50 Filme, überwiegend Natur-, Bade- und Tanzszenen. Keine große Handlung, einfach weibliche Nacktheit, zum Amüsement der männlichen Kunden. Erwerben konnte man die Filme über einen Bestellkatalog. Das Geschäft ging gut, doch Schwarzer musste aufgrund vieler Beschwerden seine Tätigkeit einstellen.
Sobald es technisch möglich war, Augenblicke mit dem Fotoapparat einzufangen, waren erotische Darstellungen an der Tagesordnung. Nur die Bewegung fehlte. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts endlich möglich, als der Film geboren war.
Wenn ich mir die Filme von Schwarzer ansehe, empfinde ich die Frauenkörper fast schon als Wohltat für das Auge: Size Zero oder Curvy gab es weder als Kategorien, noch als erstrebenswerte körperliche Stati. Die Sequenzen zeigen keinen Geschlechtsverkehr, für uns als Generation Porno fast unvorstellbar. Vor 110 Jahren haben Männer für diese Filme tatsächlich Geld ausgegeben. Heute konsumieren wir als anonyme User online und völlig gratis komplette Close-ups von Menschen, die genital, oral oder sonst wie aktiv sind. Und oft reichen uns die visuellen Reize nicht mehr. Augmented Reality soll die Pornografie, wenn nicht sogar die menschliche Sexualität, in den nächsten Jahre revolutionieren.