Wie gut kennst Du Deine Vulva?

Weil echte Stories diesen Blog lebendig machen, teile ich mit euch eine Anekdote aus meinem Liebesleben.

Mein Partner war zwischen meinen Beinen zugange – er ist eindeutig Typ 3 und ich habe gelernt es einfach ausgiebig zu genießen – er hatte ein paar neue Tricks und Handgriffe probiert. Es ging auch tatsächlich wirklich ab und ich war erstaunt über gänzlich neue Gefühle. Danach, in völliger Entspannung und Glückseligkeit, haben wir geplaudert und ich wollte wissen, was er in einem ganz bestimmten Moment gemacht hat, wie er mich berührt hat, weil es so sensationell war. Er hat sich furchtbar amüsiert darüber, dass ich Schwierigkeiten hatte, mit meinen Fingern den genauen Ort festzustellen und zu zeigen. „Da?“ „Nein.“ „Dort?“ „Auch nicht.“ Ich konnte schlussendlich nur die grobe Zone feststellen und dass es äußerlich war. Er nannte es dann spontan meine persönliche „genitale Disloziertheit“.

Ob die Wort-Neuschöpfung jetzt passend ist, weiß ich noch nicht. Aber ihr wisst was ich meine. Ich war bis dahin wirklich der Überzeugung, dass ich meinen gesamten Körper inklusive meiner Geschlechtsteile sehr gut kenne, prinzipiell ein großes Interesse an Sexualität allgemein und körperlichen Abläufen habe – doch ich musste erstaunt feststellen, dass ich nicht in der Lage war, diesen sensational spot zu zeigen.

Ich könnte als Erklärung natürlich ins Treffen führen, dass ich mich so richtig fallenlassen habe und auch die Augen geschlossen hatte. Somit konnte ich gar nicht wirklich feststellen, WO er so engagiert war.

Dann habe ich ein bisschen darüber nachgedacht: Wir wissen, dass die weiblichen Genitalien anatomisch komplexer (weil Großteiles innenliegend) aufgebaut sind im Vergleich zu den männlichen Genitalien. Das ist ja für viele Männer, gerade in der Rolle als Liebhaber, das Spannende, herauszufinden, was eine Frau individuell anmacht, was ihr konkret in dieser Situation Lust bereitet. Natürlich hängt das nicht nur von dem handwerklichen Geschick eines Mannes ab, sondern auch von der Beziehung zueinander, der Atmosphäre und vielen Kleinigkeiten. Wenn wir uns alleine die Anatomie anschauen, so ist beispielsweise das explizite Lustzentrum des Mannes schlicht und ergreifend sein Penis und noch expliziter seine Eichel. Natürlich ist mir bewusst, dass ein Mann aus mehr erogenen Zonen als nur der Eichel besteht. Da sind die Hoden, der Damm und der innenliegende G-Punkt. Aber tatsächlich könnte ich mich auf die Stimulation der Eichel konzentrieren, sogar nur mit dem Mund/mit einzelnen Fingern und es würde zum Ziel führen.

Bei einer Frau (obwohl oder gerade aus dem Grund ihrer komplexeren Anatomie) liegen sämtliche Arten von Orgasmen im Bereich des Möglichen: klitoral, vaginal, G-Punkt und noch ein paar mehr. Eine Frau kann sogar eine Mischung aus mehreren Orgasmen erleben oder mehrere von einer Sorte (?) sehr knapp hintereinander (multipler Orgasmus). Wenn man es tatsächlich darauf anlegt, ist es wahrscheinlich schwieriger das zu erreichen, als wenn man einfach den Sex genießt und sich überraschen lässt. Aber alles darf man nicht der Ungewissheit oder der guten Laune der Liebesgötter überlassen, deshalb bin ich ein totaler Fan von Austausch und Bildung, auch auf dem horizontalen Gebiet. Aber allem voran steht das Körper-Bewusstsein, das Einlassen auf den eigenen Körper und die eigenen Bedürfnisse.

Je mehr eine Frau über ihre Vulva weiß, desto mehr Lust wird sie erleben.

Bei meinen Recherchen habe ich ein Projekt entdeckt: an französischen Schulen wird im Aufklärungsunterricht ein mit dem 3D-Drucker produziertes Modell verwendet – und jetzt ratet mal, worum es sich handelt:

klitoris-3d-drucker

Dieses Bild zeigt die Klitoris und es war auch für mich spektakulär, wie weit die Nervenbahnen der Klitoris tatsächlich in den Körper reichen. Die für uns ersichtliche Klitoris ist tatsächliche nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. Der wirkliche Großteil befindet sich in den Schamlippen und bis tief in den Schoß der Frau gehend. Ich finde es großartig, dass diese sehr wertvolle und auch greifbare Information im Schulunterricht dargestellt wird und vorallem auf eine medizinisch-technologische und damit faktenbeladene, nüchterne Art.
Hätten wir das auch im Unterricht schon kennengelernt, hätten wir Mädchen uns einige Jahre leichte Frustration (meist resultierend aus Selbstzweifel „Was stimmt mit mir nicht? Es tut sich nix, wenn er das macht!“) erspart. Und die Jungs hätten sich einige Jahre unmotiviertes Herumstochern erspart – es wäre gleich richtig und vorallem großflächig zu Sache gegangen. Aber wer weiß, wofür es gut war 😊

Vielleicht ist das der augenzwinkernde Abschlusssatz: es mag sein, dass wir Frauen anatomisch nicht immer in der Lage sind auf den Quadratmillimeter genau zu sagen, wo Erregung stattfindet. Die sogenannte „genitale Disloziertheit“ ist möglicherweise genauer betrachtet sogar der Trumpf der Weiblichkeit und der Grund dafür, warum Sex nie langweilig werden kann, solange man neugierig ist und mit Lust den Körper des Partners erkundet: Dann wird man immer Flecken finden, die noch entdeckt und vorallem im Sturm erobert werden wollen.

 

2 Gedanken zu “Wie gut kennst Du Deine Vulva?

  1. Klasse😄hast du sehr gut geschrieben . Ich glaube nach wie vor , es muss eine richtige Anziehung zwischen Mann und Frau herrschen , dann kannst das total genießen . Wenn er dich berührt , muss es prickeln , dann passt es . 😊
    Liebe Grüße Mona

    Like

Hinterlasse einen Kommentar